Umgang mit digitalen Medien kindergerecht vermitteln
Die digitalen Medien haben längst Einzug ins Klassenzimmer gehalten. Kinder sollen lernen, wie sie damit sinnvoll umgehen können und welche Gefahren lauern. Oftmals eine Herausforderung für Lehrerinnen und Lehrer. Gute Praxisbeispiele, wie sich der richtige Umgang mit neuen Medien vermitteln lässt, finden Lehrpersonen auf zwei Plattformen, welche die FHNW entwickelt hat.
Seit dem Schuljahr 2014/15 benutzen die Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse der Primarschule Ueken im Fricktal iPads im Unterricht. Zu ihren Erfahrungen mit dem Tablet gestalten sie in kleinen Gruppen kurze Filmchen. In knappen Sätzen erzählen sie, wie sie den Unterricht mit dem iPad erlebt haben: «Es war das beste Projekt in der Schule», «die Effekte waren toll», «es gab coole Games». Diese Sätze sprechen sie in die iPad-Kamera und schneiden sie mit der sehr intuitiv anwendbaren App «MadPad» zusammen.
Mit dieser Arbeit lernen die Jungen und Mädchen sich zu präsentieren. Sie müssen etwa darauf achten, den richtigen Hintergrund zu wählen und deutlich zu reden. Zudem profitieren sie auch in Sachen sozialem Verhalten von der Aufgabe: Die Kinder geben sich Feedbacks, korrigieren sich und fordern sich zum Beispiel gegenseitig auf, lauter zu sprechen oder direkter in die Kamera zu blicken.
Von Powerpoint-Präsentationen bis zu Origami mit Youtube
«Wir betten die digitalen Medien als Werkzeuge so in den Unterricht ein, dass sie einen Mehrwert bringen», sagt Primarlehrerin Fabienne Senn. Ziel sei es, dass die Kinder sinnvoll mit digitalen Medien umgehen können. Eingesetzt werden Tablets wie Laptops bewusst in allen Fächern. So lernen die Schülerinnen und Schüler die Office-Programme anzuwenden, indem sie Texte im Word schreiben oder Präsentationen mit Powerpoint gestalten. Sie erfahren auch, wie man im Internet richtig recherchiert, welche Suchwörter eingegeben werden müssen, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Eingesetzt werden die digitalen Medien aber auch in der Handarbeit. Ein Beispiel aus der 4. Klasse in Ueken (AG): Anhand von Anleitungsfilmen vom Videoportal Youtube falten die Kinder Origami-Vögel. «Das hat den Vorteil, dass die Kinder in ihrer eigenen Geschwindigkeit und sehr selbstständig arbeiten können», sagt Fabienne Senn, «und ich mich jenen widmen kann, die spezielle Hilfe brauchen.»
Grosse Auswahl an Unterrichtsideen
Ideen für den Unterricht im Bereich Medien und Informatik finden die Lehrkräfte seit 2015 auf zwei Plattformen, die jeweils den kantonalen Gegebenheiten angepasst sind: www.mi4u.ch für den Aargau und www.ict-regelstandards.ch für den Kanton Solothurn. Die Plattformen wurden von imedias, der Beratungsstelle Digitale Medien in Schule und Unterricht an der Pädagogischen Hochschule FHNW entwickelt.
Anhand der sieben Handlungsfelder für das Fach «Medien und Informatik», die mit dem Lehrplan 21 kompatibel sind, können sich die Lehrkräfte rasch und einfach orientieren. Über Themen wie «Auswählen, Beurteilen, Vorbeugen», «Präsentieren, Publizieren» oder «Kreieren, Komponieren, Gestalten» finden sie zahlreiche Unterrichtsbeispiele, welche auf die verschiedenen Stufen zugeschnitten sind. Sie stammen teils direkt aus Entwicklungsprojekten mit Lehrpersonen aus der Praxis und wurden von Lehrkräften erprobt. Derzeit entwickelt Projektleiterin Monika Schraner Küttel mit Fachdidaktikerinnen und -didaktikern weitere Praxisbeispiele zu den verschiedenen Themen. Dabei wird darauf geachtet, dass es nicht nur um die Anwendung geht, sondern auch um Themen wie Programmieren und die Reflexion über die Wirkung digitaler Medien.
Die Plattformen bieten ein Kompetenzraster, das aufzeigt, wie sich Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Medien kontinuierlich von Kindergarten über Primarschule bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit aufbauen lassen. Die Plattformen dienen damit als roter Faden für den Unterricht: «Wenn man pro Stufe aus jedem der sieben Handlungsfelder ein bis zwei Unterrichtseinheiten bearbeitet», sagt Monika Schraner Küttel, «weiss man als Lehrperson, dass man alle Themen abdecken konnte.»
Weitere Auskünfte und Informationen:
Monika Schraner Küttel, Pädagogische Hochschule FHNW
Fabienne Senn, Pädagogische Hochschule FHNW
Beratungsstelle Digitale Medien in Schule und Unterricht – imedias