Ein neuartiger Wirkstoff macht aus gewöhnlichen Textilmasken virensichere Schutzmasken. (Foto: HeiQ)
18. Juni 2020

FHNW liefert Blaupause für virensichere Masken

Forschende der Hochschule für Life Sciences FHNW haben während der Corona-Pandemie einen wesentlichen Beitrag bei der Produktion von effektiven Schutzmasken geleistet. Ein neuartiger Wirkstoff mit dem Namen HeiQ Viroblock NPJ03 verwandelt gewöhnliche Textilien in virensichere Schutzmasken.

Virensichere Masken für den täglichen Gebrauch gab es anfangs Jahr noch nicht. Doch ein neues Imprägnierungsmittel versprach Abhilfe. Es kann herkömmliche Gewebe in Virenkiller verwandeln. Als die Corona-Krise kam, gab es jedoch gerade einmal drei Gramm der neuartigen Formulierung. Die Rettung war das neue Process Technology Center (PTC) der Hochschule für Life Sciences FHNW. Innerhalb von nur vier Wochen entwickelten Forschende die nötigen Verfahren, um mehrere Tonnen des neuen Mittels herzustellen. Das Produktionsverfahren dient nun als Blaupause für Grossproduktionen in der Schweiz, den USA, Australien und China.

«Innerhalb von drei Tagen waren wir betriebsfähig und konnten mit der Entwicklung des Herstellungsprozesses beginnen.»
Prof. Dr. Wolfgang Riedl, Gruppenleiter PTC, Hochschule für Life Sciences FHNW

Der ganze Prozess vom Ausgangsstoff zur Grossproduktion verlief in Rekordzeit. «Wir mussten schnell machen. Aber wir waren innerhalb von drei Tagen betriebsfähig und konnten mit der Entwicklung des Herstellungsprozesses beginnen», sagt Wolfgang Riedl, Manager des PTC. «Das funktioniert bei uns auch deshalb, weil wir einen Stamm von ständigen Mitarbeitenden haben, die viel Erfahrung haben. Dadurch können wir auf neue Fragestellungen rasch antworten.»

Inzwischen sind bereits Hunderttausende von Masken, die mit dem antiviralen Mittel behandelt wurden, auf den Markt gebracht worden. In den nächsten zwei Wochen wird eine weitere Charge von zwei Millionen behandelter Masken weltweit verteilt. Abnehmer sind vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Private können die Masken bei Vertreibern und Händlern bestellen.

So funktioniert der Virenschutz aus dem Labor

Das Imprägnierungsmittel gegen Viren wurde im Labor des ETH-Spinoff HeiQ entwickelt (HeiQ Viroblock NPJ03) und anschliessend an der Hochschule für Life Sciences FHNW zur Serienreife gebracht. Bei der Behandlung werden winzige Silberpartikel neben Fetttröpfchen (Liposomen) mittels Walzen auf den Stoff aufgetragen. Silber ist für seine Wirkung gegen Mikroben schon lange bekannt. In Kombination mit den Fetttröpfchen wirkt es besonders effektiv gegen Coronaviren. Die Barriere reisst Bestandteile aus der Hülle der Viren heraus. Dadurch werden diese inaktiv und können keine Menschen mehr infizieren.

Die Masken sind online erhältlich unter https://textilmasken.ch/collections/shop.

Wie Studierende in 48 Stunden 1000 Freiwillige organisierten

Es war eine spontane Idee: Als sich das Coronavirus der Schweiz näherte, entwickelten Angelina Markl und Sebastian Fix, beide Medizininformatik-Studierende an der Hochschule für Life Sciences FHNW, kurzerhand ein Computerprogramm, das Pflegeheimen in der Schweiz hilft, rasch und zuverlässig Aushilfskräfte zu finden. Das ursprüngliche Konzept: Hilfsbereite Personen können sich auf der Website medicalinformatics.ch registrieren und angeben, welche Ausbildung sie gemacht haben und zu welchen Zeiten sie einsatzbereit sind. Organisationen können sich ebenfalls anmelden und Hilfe anfordern, wenn in ihrer Umgebung Freiwillige verfügbar ist. Nach nur vier Tagen ging die erste Version online – in den ersten 48 Stunden registrierten sich über 1000 Freiwillige. Durch die Medien verbreitete sich die Nachricht rasch. Dadurch entstand ein grosser Helfenden-Pool, sodass das Team aktiv auf Pflegeheime zugehen und Arbeitskräfte anbieten konnte. «Die Institutionen waren so froh und dankbar und auch die Helfenden haben es genossen, ihre Expertise einzusetzen», sagt Angelina Markl. Noch ist das Projekt auf die Schweiz beschränkt. Doch Markl blickt in die Zukunft: «Wir haben bereits einige Anfragen, ob wir das Programm auch in anderen Ländern verfügbar machen können – in Deutschland, Österreich, England oder Indien etwa.» Das Fernziel ist eine Anleitung für eine einheitliche Plattform, die lokal humanitäre Einsatzkräfte vermittelt. Regierungen und Organisationen weltweit sollen diese kostenlos nutzen können.

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