Das Design der Mediathek der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW orientiert sich an der umliegenden Hügellandschaft von Jura, Vogesen und Schwarzwald. (Foto: Nici Jost)
28. November 2017

Alles auf einen Klick

Der integrierte Katalog der Mediathek der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW vereint Form und Funktion. Dafür wurde er mit dem Preis als «Zukunftsgestalter in Bibliotheken» ausgezeichnet.

Die Mediathek der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW (HGK) thront hoch oben – im achten Obergeschoss des Hochhauses D auf dem Basler Dreispitz. Für eine Hochschule, die sich der Gestaltung und Kunst widmet, scheint es angemessen, dass hier die Bücher, Zeitschriften und DVDs nicht in gewöhnlichen, geraden Regalen stehen, sondern in elegant geschwungenen Reihen von Bücherboxen. Das Design orientiert sich an der umliegenden Hügellandschaft des Juras, der Vogesen und des Schwarzwaldes. Doch nicht nur optisch ist die 2015 neu eröffnete Mediathek bis ins letzte Detail durchdacht, auch die Onlinedatenbank der Hochschule ist etwas Besonderes. «Wir wollten viele verteilte Quellen über ein zentrales Portal zugänglich machen», erklärt Tabea Lurk, Kunsthistorikerin und Leiterin der Mediathek. Aus diesem Wunsch entstand die Idee des «integrierten Kataloges»: eine Website, auf der man neben den hochschuleigenen Beständen auch die Inhalte von anderen Bibliotheken und Datenbanken durchsuchen kann. Wer ein Buch aus dem eigenen Bestand der Mediathek ausleihen will, sieht bei der Onlinesuche auch gleich ganz genau, in welcher Bücherbox das gesuchte Werk steht. Dies funktioniert dank einer eigens zu diesem Zweck programmierten Inventursoftware, die den Standort der elektronisch erfassten Medien im 3-D-Modell anzeigt. 

Die Onlinesuche zeigt im 3-D-Modell genau an, wo das gesuchte Werk steht.

Wissen digital zugänglich machen

Um den integrierten Katalog realisieren zu können, war eine gute Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken nötig. Diese erwies sich aber laut Tabea Lurk bis jetzt als erstaunlich einfach: «Nach nur einem Gespräch mit den Leuten von Swissbib haben wir all ihre Daten erhalten», erinnert sie sich. Das bedeutet, heute sind im Onlinekatalog der HGK auch Informationen über die Medien der anderen FHNW-Hochschulbibliotheken oder der Kunsthochschulbibliotheken der Schweiz sowie viele Quellen der ETH Zürich abrufbar.

Trotz der umfangreichen Onlineressourcen ist sich Lurk aber sicher, dass es nach wie vor Media- und Bibliotheken braucht, die man persönlich besuchen kann, in denen man verweilen und stöbern kann: «Unsere Mediathek soll wie ein 5-Sterne-Hotel funktionieren», sagt sie. «Man kommt rein und fühlt sich wohl.» Dazu tragen einerseits die Räumlichkeiten und Einrichtung bei, andererseits auch ein gutes Beratungsangebot, bei dem sich die Studierenden beispielsweise Unterstützung bei der Literaturrecherche für Facharbeiten holen können. Diesen Teil ihrer Arbeit schätzt Tabea Lurk sehr: «Die Studierenden kommen immer wieder mit neuen Themen zu mir. Dadurch entdecke ich ständig Neues.»

Dennoch will die Leiterin der Mediathek den Studentinnen und Studenten immer auch die digitale Nutzung näherbringen. Digitale Ressourcen seien die Zukunft und würden Wissen einer breiten Masse zugänglich machen. Das ist auch ein Grund, weshalb der integrierte Katalog für jede und jeden zugänglich ist, nicht nur für Angehörige der FHNW. 

«Unsere Mediathek soll wie ein 
5-Sterne-Hotel funktionieren. Man kommt rein und fühlt sich wohl.»
Mediathek-Leiterin Tabea Lurk

Plattform für Kunst

Neben Fachliteratur archiviert die Mediathek der HGK auch Arbeiten ihrer Studierenden. «Einige unserer Absolvierenden werden später vielleicht bekannte Designer oder Künstlerinnen», erklärt die Kunsthistorikerin. «Indem wir ihre Werke aus der Ausbildung aufbewahren, können wir einen wichtigen Abschnitt ihres Werdegangs dokumentieren.»

Um der Aufgabe als Mediathek für eine Kunst- und Gestaltungshochschule gerecht zu werden, hat sich das Team rund um Tabea Lurk noch etwas anderes einfallen lassen. Im Rahmen von Kooperationen mit verschiedenen Kunstprojekten und Ausstellungen werden deren Inhalte offen zugänglich gemacht. Dazu gehört zum Beispiel das Film- und Videofestival «Summe», das die Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Raum Basel in vielen kleinen Teilausstellungen zusammenbringt.

Preisgekrönter Katalog

Die Idee und Umsetzung des integrierten Katalogs der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW überzeugten auch die Jury des Preises «Zukunftsgestalter in Bibliotheken 2017», der vom Berliner Wissenschaftsverlag De Gruyter gestiftet wurde. Sie lobt insbesondere die spartenübergreifende Suche sowie die ästhetische und leicht bedienbare Nutzeroberfläche. Auch bei den Studierenden kommt das Angebot gut an. «Ich finde es praktisch, nicht immer auf verschiedenen Plattformen nach Büchern suchen zu müssen», sagt Maria, die an der FHNW in Basel visuelle Kommunikation studiert. Dem Kunststudenten Pascal hat es das reduzierte Design besonders angetan sowie die Möglichkeit, Onlinemedien schnell öffnen zu können: «Im Gegensatz zu vielen anderen Katalogen, bei denen man sich durch mehrere Seiten kämpfen muss, reicht hier ein einziger Klick», sagt er begeistert.

Doch Tabea Lurk und ihr Team wollen den Katalog noch weiter verbessern. Insbesondere sollen die Filterfunktionen noch präziser werden, um die Suche noch einfacher zu gestalten. Auf den Lorbeeren ausruhen gibt es für die innovative Kunsthistorikerin also nicht.

Die Mediathek in Zahlen

Auf den 800 Quadratmetern der Mediathek stehen über 33’000 Bücher, DVDs und Zeitschriften zur Ausleihe bereit. Den Studierenden stehen 25 ruhige Arbeitsplätze zur Verfügung. Über den integrierten Onlinekatalog kann auf 16 verschiedene Quellen und damit auf über 10 Millionen Daten zugegriffen werden: Informationen über Bücher, Zeitschriften, eBooks sowie Videosammlungen und Kunstprojekte. Die Mediathek beschäftigt 3 Mitarbeitende. 

Virtueller Rundgang durch die Mediathek

Vorheriger / nächster Beitrag dieser Ausgabe
×